Billigschokolade schmeckt Realschülern jetzt bitter

Hauptpreis im Wettbewerb Politische Bildung gewonnen

Ein Stück Schokolade empfinden die Schüler der Klasse 7a nicht mehr nur als süßen Genuss. Die Lebensbedingungen der Dritten Welt schmecken der Klasse ziemlich bitter. Mit ihrer Spielidee „Durch den Kakao gezogen“ nahm sie am Wett­bewerb für politische Bildung teil und gewann einen Hauptpreis.

„Die Bauern holen die Kakaofrüchte von den Bäumen, schlagen sie mit der Machete auf und wickeln sie in Bananenblätter ein. Das sorgt für das Aroma.“ Bei Fragen der Herkunft der Schokolade schnellen in der Klasse 7a die Finger in die Höhe. Ihr umfangreiches Wissen über die Kakaofrucht haben sich die Jungen und Mädchen bei der Vorbereitung des 29. Schulwett­bewerbs für politische Bildung angeeignet.

 

„Eine Welt – eine faire Welt?“ lautete die Frage, zu der die Schüler zusammen mit ihrer Lehrerin Beate Fischer ein Spiel entwickeln sollten. Bücher wurden ge­wälzt, Zeitschriften durchblättert und Informationsmaterial zusammengesucht, um die Lebensverhältnisse der Kakaobauern kennen zu lernen.

Je mehr die Schüler erfuhren, um so bitterer schmeckte ihnen die Schokolade. „Die Bauern werden dort nur ausgenutzt“, stellt Patrick Smolka fest. Neben Kinderarbeit und Unterdrückung belastet die Menschen auf den Kakaoplantagen, dass sie für ihre harte Arbeit nur wenig Lohn bekommen. „Von einer hier gekauften Schokolade bekommen die Arbeiter nur ein einziges Stückchen bezahlt“, weiß Georg Heye.

Doch die Jungen und Mädchen stießen auch auf Projekte wie die „Gesellschaft zur Förderung der Partnerschaft mit der Dritten Welt“ (gepa). Diese Gesellschaft unterstützt die Bauern beim Handel, so dass sie gerecht entlohnt werden können.

Die kleinen „Schokoladen­spezialisten“ entwickelten ein Spiel, das auf die Ungerechtigkeit des Kakaohandels aufmerksam machen soll. Ähnlich wie bei Monopoly gibt es auf dem Spielfeld Stationen mit Wissens- und Verhaltenskarten. Beant­wortet werden müssen Fragen wie „Du willst eine Schokolade kaufen, nimmst du die billige aus dem Supermarkt oder die teure, aber als fair gehandelte Tafel?“ Die Mitspieler entscheiden, welche Antwort richtig ist.

Bei einer guten Antwort darf sich der Spieler ein Puzzleteil aus dem „Weltladen“ nehmen und auf ein Puzzlefeld in Form einer Plantage legen. „Durch den Kakao gezogen“ können nur alle Mitspieler zusammen gewinnen: wenn vor dem Zieleinlauf aller Spieler der Laden leer geräumt und das Plantagenpuzzle fertig ist.

So viel Einfallsreichtum belohnte die Bundeszentrale für politische Bildung mit einem Hauptpreis. Einen 1000-DM-Schein können die Schüler im Juni in Celle entgegennehmen.

Allerdings könnten auch sie nicht immer der billigen süßen Verlockung widerstehen, gestehen die Schüler. Damit die Ausbeutung der Bauern in den Dritte-Welt-Ländern beendet wird, müssten zunächst die Erwachsenen aufgeklärt werden.

Die Klasse 7a weiß auch schon wie: „Bei unserem Spiel merkt jeder, dass der Handel ungerecht ist und bekommt eine andere Einstellung“, ist Karin Backhaus überzeugt. 

 

Gewonnen! Mit einem Wettbewerb holte die klasse 7a der Realschule einen Hauptpreis im Wettbewerb Politische Bildung nach Ankum

 

Bersenbrücker Kreisblatt 25.03.2000