Im Schatten der Erfurter Ereignisse

 

Zwischenmenschliche Werte betont - 152 Realschüler entlassen

 

Die Ereignisse von Erfurt werfen einen langen Schatten. In den Reden der schulischen Entlassfeiern werden nach Sekundärtugenden und Lern-Know-how jetzt eher zwischenmenschliche Werte betont. So auch in der Realschule Ankum, wo 128 Schüler ihre Abschlusszeugnisse entgegennahmen. 

Ankums Vizibürgermeister Heinz Sandbrink appellierte zum Beispiel an die Eltern, ihre Kinder weiter liebevoll auf dem Weg ins Leben zu begleiten. Zugleich erneuerte er sein kommunalpolitisches Credo an eine „starke Realschule in der Altkreismitte“, in die Samtgemeinde Bersenbrück in jüngster Zeit Millionen zu investieren bereit gewesen sei.

Als Schülersprecherin machte es Eileen Mielke kurz und knackig: „Für uns geht es jetzt um alles, um unsere Einstellung zur Zukunft“, blickte sie nach vorn. Zugleich dankte sie den Realschullehrern, „die all die Jahre zu uns gehalten haben“.

„Kein Mensch kann leben ohne Zuwendung, Geborgenheit und Liebe“ zog Elternsprecher Harry Kindt sein Fazit aus dem Erfurter Schulmassaker. Auch die aktuelle Antisemitismus-Debatte erwähnte er, die ältere Generation müsse darauf achten, „dass das Feuer der Geschichte nicht wieder entfacht wird“.

Norbert Guss hoffte, die Realschule habe ihren Abgängern das Gefühl vermitteln können, Mitglied einer starken Gemeinschaft zu sein. Er griff ein Bild aus dem ökumenischen Gottesdienst der Pastorin Schreinecke-von Clausewitz und des Vikars Thorsten Brettmann auf. Dort sei die Rede von einer Seilschaft gewesen, einer Gruppe, die sich gemeinsam aufmacht, einen Berg zu erklimmen.

Bildung, griff er aktuelle Diskussionen auf, könne nur dann funktionieren, wenn Familie und Schule eine dafür geeignete „kultivierte Umwelt“ schaffen würden. Wenn die Realschule als Gemeinschaft gut funktioniere, verdanke sie das nicht zuletzt denen, die sich über die Norm einsetzen.

Guss dankte in diesem Zusammenhang Elternsprecher Harry Kindt, den Schülersprecherinnen Eileen Mielke und Franzi Schmidt, die für ihr Engagement einen kleinen Preis erhielten, und dem Schüler Steve Kraus, der als Techniker die Auftritte des poppigen Rahmenprogramms mit Tanz- und Gesangsnummern, auf das die Realschüler zu Recht stolz sein kann, unermüdlich unterstützte. Und seine Einsatz feierten Schüler, Eltern und Lehrer mit einem stürmischen Applaus. 

 

 

Auf ihre Schülersprecher Franziska Schmidt und Eileen Mielke (Mitte) ist die Realschule Ankum stolz. In der Entlassfeier gab es dickes Lob für die beiden, die unser Bild mit Heinz Sandbrink, den Klassenlehrern Andrea Heskamp und Harald Venjacob, Schulleiter Norbert Guss und Elternsprecher Harry Kindt (von links) zeigt.

Bersenbrücker Kreisblatt 17.06.2002