Coole Sprüche gegen Gewalt
Präventionsprojekt: Workshop für Rapper

 

Tonstudio Ankum: Für einen Workshop haben Andy Heyer und seine Kumpel die Haupt- und Realschule in eine Rapper-Hochburg verwandelt. Foto: Björn Thienenkamp

 

Betont bedrohlich spricht Andy Heyer, passend zur Musik, in das Mikrofon. Rappen nennt man den Sprechgesang des 16-jährigen Ankumers, den dieser am Wochenende in der Rap-Werkstatt „Musik statt Gewalt“ verfeinert hat.
„PaC – Prävention als Chance – heißt ein Pilotprojekt, mit dem möglichst viele Gewaltpräventionsprojekte gebündelt werden sollen“, erklärt Maik Bienk. „Angefangen von ‚Faustlos‘ in Kindergärten und Grundschulen soll das bis in die weiterführenden Schulen gehen, Bramsche und Bersenbrück sind einer von drei Pilotstandorten in Niedersachsen“, ergänzt der Jugendpfleger der Samtgemeinde Bersenbrück.
Zusammengetan haben sich dafür mit verschiedenen Bausteinen das Landeskriminalamt Niedersachsen, die Klosterkammer Hannover, der Gemeinde-Unfallversicherungsverband Hannover und die Landesunfallkasse Niedersachsen sowie die Psd-Bank Hannover. „Im Wahlbaustein ‚Musik statt Gewalt‘ geht es um die Verarbeitung des Hip-Hop als Kultur“, sagt Bienk. „Bestandteile sind Rap, Breakdance, DJ und Graffiti“, listet Workshopleiter Marcus Wolf von der medienpädagogischen Initiative „augenaufunddurch“ auf.
„Beats zu produzieren am Computer“ sieht Wolf dabei als eine andere Form der Auseinandersetzung als körperliche Gewalt, führen Rapper doch im „Battle“ ein Sprechduell. „Der Coolere ist der, der den coolsten Spruch bringt“, definiert Wolf die Grundessenz. „Beim ‚Dissen‘, einem provozierenden oder gar beleidigenden Anmachen, geht es um Schlagfertigkeit, nicht das Gesicht zu verlieren, das Dissen aushalten zu können, ohne wirklich sauer zu werden“, erläutert der Fachmann.
Und das Ganze dann eben noch in Reimform. „Beim ‚Freestyle‘ ist alles komplett erfunden“, sagt dazu Andreas Penner. Er ist einer von zwölf Teilnehmern, mit denen auch die Obergrenze erreicht ist, für die das Angebot konzipiert ist. Breakdancer Waldemar „Wowa“ Petzke und Marius Schott vervollständigen das Dozententeam, das die Feinheiten dieser Lebensart innerhalb von 24 Stunden, verteilt auf vier Tage, vermittelt. Die Jungs sind 14 bis 17 Jahre alt und Schüler der Haupt- und Realschule. Wie man mitten im Sprechgesang auch noch dichten kann? „Während man den Satz macht, den Reim für das nächste Satzende ausdenken“, ist das für Penner ganz klar.
„Die Jungs hängen in ihrer Freizeit sowieso auf dem Hof herum, daher ist es wichtig, genau hier anzusetzen“, findet Bienk. Und dann zieht die Truppe genau dorthin, auf den Schulhof. In einer Reihe sitzen sie auf einem Mäuerchen, damit sie als eine Einheit für die Videokamera erfassbar sind, in die jeder seine Passage spricht, denn ein Video soll es als fertiges Produkt für alle zum Mitnehmen auch noch geben.
„Wieso?“ und „Rap gegen Gewalt“ heißen die beiden Songs, die an den zwei Wochenenden entstanden sind. Getextet, gerappt, gemixt, gefilmt und geschnitten. Bereits seit zwei Jahren ist Andy Heyer Rapper. „Besonders bei der Polizei ist das schwer“, sagt er über seinen Klamottenstil mit Cap und ziemlich herunterhängender Baggy-Hose. Da wird er halt schon öfter mal kontrolliert. „Durch das Seminar habe ich jetzt mehr Erfahrung am Mischpult, beim Scratchen am Plattenspieler und im Umgang mit zwei Bildschirmen.“ Sagt der Rapper. Trinkt seinen Eistee. Und ist cool
Bersenbrücker Kreisblatt 19.02.2008