„Er lässt sich nichts verbieten“

 

Wer war August Benninghaus?

 

Meilenweit im Auftrag des Herrn: Für seine seelsorgerische Arbeit fuhr August Benninghaus häufig mit dem Motorrad über Land.
 

Sie hassten ihn, sie schlugen ihn, sperrten ihn ein und ließen ihn grausam zu Tode kommen. Eines aber konnten die Nationalsozialisten trotzdem nicht verhindern: Der Priester August Benninghaus wirkt über seinen Tod hinaus und hat den Menschen immer noch etwas mitzuteilen und zu geben.

Ein bisschen wundert sich Bernhard Baune, wie intensiv sich Ankum derzeit mit Nationalsozialismus und dem Zweiten Weltkrieg beschäftigt. Die Generation der Zeitzeugen sei zu traumatisiert für diese Auseinandersetzung gewesen, sagt der Vorsitzende des Pfarrgemeinderates. Das bekamen Schüler des Gymnasiums Bersenbrück zu spüren, als sie Fragen zu stellen begannen nach Bombenopfern aus den letzten Weltkriegstagen.

Erst die Enkelgeneration könne unvoreingenommen an die Epoche herangehen, so Baune. Deshalb biete die Benennung der Ankumer Oberschule nach August Benninghaus eine große Chance für deren Pädagogen.

Baune sprach als Gastgeber einer Vortragsveranstaltung, in der Hermann Rieke-Benninghaus eine spannende und intensive Charakterisierung seines Verwandten gelang. Außerdem stellte Benedikt Benninghaus in einem Gottesdienst mit Jugendlichen seine persönliche Auseinandersetzung mit seinem Urgroßonkel als einem aufrechten, bekennenden Christen vor. „Irgendwann hat es auch mich gepackt“: Benedikt Benninghaus studiert Theologie in Münster.

August Benninghaus kam 1880 in Druchhorn zur Welt, wuchs als religiös empfängliches Kind in einer Bauernfamilie mit vielen Geschwistern auf. Bruder Theodor, der selbst Priester wurde, brachte ihn als Gymnasiasten im Osnabrücker Priesterseminar unter. Hier dürfte er mit Jesuiten in Berührung gekommen sein und fand seine Berufung. Das offensive Bekenntnis dieses Ordens zum katholischen Glauben sprach Benninghaus an. Und eine Besonderheit des Ordens, die Exerzitien, Einkehrtage zur religiösen Besinnung. Diese spezielle Form der Meditation gibt seiner Generation das, was spätere Generationen im Buddhismus und anderen fernöstlichen Heilsleh ren suchen: Selbsterkenntnis.

Im Deutschland des Kaiserreiches war die Societas Jesu verboten. Um Jesuit zu werden, geht Benninghaus in die Niederlande. Die „Soldaten Gottes“ schicken ihn als Missionar für einige Jahre nach Bombay, im Ersten Weltkrieg wird er Militärpfarrer in Mazedonien.

Seit den Zwanzigerjahren ist Benninghaus rastlos mit einem Motorrad im Rheinland und Westfalen unterwegs, als Jugendseelsorger, der auch Erwachsenen etwas zu sagen hat. Er lässt sich auch in Druchhorn und Ankum häufig sehen, Heimat und Familie sind ihm eine Kraftquelle. Allein 600 Einkehrtage hat er als Exerzitienmeister abgehalten, berichtet Benedikt Benninghaus. Sittenstreng und ein bisschen halsstarrig sei er gewesen, sagt Hermann Rieke-Benninghaus. Doch seine Geradlinigkeit bringt ihm Bewunderer ein.

Und nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 auch Feinde. August Benninghaus organisiert eine der Prozessionen, die das Bibelwort „Getreu bis in den Tod“ zur katholischen Protestlosung gegen den Nationalsozialismus machen. Seit einem Vorfall 1934 in Ankum muss er sich immer wieder vor Sondergerichten für seine Äußerungen rechtfertigen. Seiner jesuitisch geschulten Rhetorik und Logik kann das NS-Regime nichts entgegensetzen. Es beendet das Katz-und-Maus-Spiel 1941. Benninghaus kommt ins Konzentrationslager Sachsenhausen, später in die Priesterbaracke des KZ Dachau. Er wird gedemütigt und geschlagen, stirbt am 20. Juli 1942 an seinen Verletzungen und an Entkräftung. Heute jährt sich sein Todestag zum 70. Mal.

„Er lässt sich nichts verbieten. Er sagt, was er denkt“, beschreibt ihn Hermann Rieke-Benninghaus. „Schließen Sie ihn in Ihre Gebete ein, und Sie haben einen mächtigen Fürsprecher“, rät er.

 

 
 
 
Bersenbrücker Kreisblatt  20.07.2012