Stolperstein erinnert an Pater Benninghaus
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Am Ort der Verhaftung des Geistlichen in Münster
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An
der Feierstunde in Münster für August Benninghaus nahmen auch Schüler
und Lehrer der nach ihm benannten Ankumer Oberschule teil. |
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Ein
Stolperstein erinnert in der Königstraße an den Kritiker des
NS-Regimes. |
Ein Stolperstein erinnert jetzt in Münster an den aus Ankum-Druchhorn stammenden Geistlichen und NS-Kritiker August Benninghaus. An seiner Verlegung nahm auch eine Delegation aus Ankum teil. Wie
Hermann Rieke-Benninghaus mitteilt, verlegte am Montag der Künstler
Gunter Demnig diesen Stolperstein in Münster am Ort der Verhaftung. Die
Inschrift des Steins im Bürgersteig vor der Königsstraße 35/36 lautet:
„Hier wohnte Pater August Benninghaus, Jg. 1880, verhaftet 27. 6. 1941,
„staatsfeindliche Äußerungen“, Sachsenhausen, 1942 Dachau, Hungertod
20.7.1942“. Rieke-Benninghaus
zitiert dazu den Monatsbericht Juni 1941 der Staatspolizei- leitstelle Münster,
der vermerkte, Pater Benninghaus sei „wegen staatsfeindlicher Äußerungen
bei Rekrutenexerzitien in Schutzhaft genommen“ worden. Der Jesuit
sollte, wie man später erfuhr, am 22. Juni 1941 bei einem Einkehrtag für
in den Militärdienst einberufene Männer im Ascheberger Katharinenstift
staatsfeindliche Äußerungen von sich gegeben haben, was ein bestellter
Spitzel verriet. Peter
Schilling, Vorsitzender des Vereins „Spuren finden“, begrüßte in der
Feierstunde, dass an dieser Stelle an den Widerstand gegen das NS-Regime
erinnert werde. Rieke-Benninghaus erinnerte daran, dass der Freundeskreis Pater Benninghaus Stifter und Pate des Stolpersteins sei. Schulleitung,
Lehrer und Schüler der August-Benninghaus-Schule trugen zur Gestaltung
der Erinnerungsfeier bei. Die Schüler berichteten über ihre Begegnung
mit dem Leben des Paters. Sie lasen aus einem Brief eines Häftlings des
Konzentrationslagers Dachau vor, in dem eindrucksvoll die Gefühle vor dem
endgültigen Abschied vom Leben geschildert wurden. Das
Konzentrationslager war die letzte Station im Leben des Geistlichen. Karl
Heinz Neufeld SJ, Spiritual am Priesterseminar Osnabrück, berichtete,
dass neben Pater Benninghaus auch Nanda Herbermann verhaftet wurde, die
Sekretärin des Jesuiten Muckermann, und der aus Lübeck stammende Jesuit
Dr. Maring. Alle drei landeten zunächst im Polizeigefängnis Münster. Ankums
Bürgermeister Detert Brummer-Bange hob hervor, dass durch die
Auseinandersetzung mit dem Leben des Paters die Erinnerung an die
Geschehnisse im Dritten Reich in der nachfolgenden Generation wachgehalten
und weitergegeben werde. In Ankum seien eine Straße und die Oberschule
nach August Benninghaus benannt. Holger
Wigger, Bürgermeister von Münster, hob hervor, dass schon eine Vielzahl
von Stolpersteinen in der Stadt verlegt worden seien. Er dankte dem
Freundeskreis für sein Engagement für die dezentrale Erinnerungskultur. Bernhard
Baune von der katholischen Kirchengemeinde Ankum erwähnte die
Erinnerungsplatte in der Ankumer Kirche. Sie befindet sich an der Stelle,
wo Pater Benninghaus gepredigt hat und Zeugnis vom christlichen Widerstand
gab.
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Stolpersteine erinnern an NS-Opfer |
Gunter Demnig, geboren 1947 in
Berlin, studierte Kunstpädagogik an der Hochschule für Bildende Künste
in Berlin und an der Kunsthochschule Kassel sowie in Berlin. Bekannt
gemacht haben die von ihm sogenannten „Stolpersteine“ für
Opfer des nationalsozialistischen Regimes. Die Steine versieht er mit den
Namen der Opfer und verlegt sie vor deren einstigen Wohnungen im Straßen-
oder Gehwegpflaster. Mittlerweile gibt es rund 42 500
Steine in Deutschland und 15 weiteren europäischen Ländern. „Ein
Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist“, sagt Gunter
Demnig. Mit den Steinen vor den Häusern hält er die Erinnerung an die
Menschen lebendig, die einst hier wohnten. Ein „Stolperstein“ ist ein Betonquader mit den Maßen eines
Pflastersteins. Auf seiner Oberseite ist eine Messingplatte montiert, die
fest mit dem Betonkörper verankert ist. Die Messingplatte trägt eine
Inschrift. Alle „Stolpersteine“ sind in Handarbeit entstandene
Einzelanfertigungen. Gunter Demnig |
Bersenbrücker Kreisblatt 17.10.2013 |