Oberschule Ankum ohne Rassismus

 

Eine Schule steht auf gegen Rassismus: Bei Marius Müller-Westernhagens Song „Freiheit“ hielt es niemanden mehr auf dem Stuhl.

 

Seit Montag darf sich die August-Benninghaus-Schule „Schule ohne Rassismus“ nennen. Den Titel haben sich Schüler und Lehrer hart erarbeitet. Sie werden weiter am Ball bleiben, denn die Auszeichnung gilt nicht einem abgeschlossenen Programm. Sie ist vielmehr Verpflichtung, gegen Rassismus und Diskriminierung im Alltag einzustehen.

Weil „sich Schüler- und Lehrerschaft gemeinsam auf den Weg gemacht haben“, hielten Gabriele Balgenort als Rektorin und Jacqueline Buttlar als Schülersprecherin die Einführungsrede in der Feierstunde zur Verleihung des Titels gemeinsam. „Wir leben in einer Gesellschaft, die von unterschiedlichen Kulturkreisen geprägt ist. Tagtäglich sind Menschen rassistischer Diskriminierung ausgesetzt“, stellte Buttlar fest. Balgenort zeigte sich besorgt, dass der Rechtsradikalismus europaweit wieder im Vormarsch sei.

Rostock-Lichtenhagen, Mölln, Hoyerswerda, Solingen: Diese Ortsnamen standen Anfang der Neunzigerjahre für gewaltsame Ausschreitungen gegen Ausländer. Damals formierte sich die „Aktion Courage“, berichtete Peter Kaufmann vom niedersächsischen Kultusministerium. Seitdem hätten sich über eine Million Schüler in Deutschland an Projekten beteiligt und verpflichtet, „gegen Rassismus einzutreten und Konflikte offen auszutragen“. Allein in Niedersachsen waren es bis zum vergangenen Jahr schon 163 Schulen, die den Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ erwarben.

„Ich bin froh, dass die Schülervertretung das Projekt weiterführen wird“, sagt Safak Isik. Als Schülersprecher war er auf das Thema gestoßen. Schulleiterin Gabriele Balgenort hatte ihn ermutigt loszulegen. Mit Jacqueline Buttlar und anderen steckte er mehr als zwei Jahre Arbeit in das Projekt.

Ein Team drehte einen Film, sie gewannen Clemens Seelmeyer als Projektpaten. Die Lehrerin Bärbel Heidebauer steigt ein, hat sich mit Schülern bereits über Cybermobbing auseinandergesetzt. Einmal jährlich will sie ein neues Thema in diesem Rahmen aufgreifen.

Fußball-Fan Seelmeyer kann mit dem Thema etwas anfangen, schon seit einem Jahrzehnt gehe die IFA gegen Rassismus und Diskriminierung vor, nicht erst seit dem Bananenwurf auf Stürmerstar Dani Alves. „Seien Sie offen für Menschen aus anderen Kulturen“, rief er den Schülern zu. „Der Weg vom Bananenwerfen im Fußball zu tödlichen Übergriffen ist kurz“, hatte zuvor Peter Kaufmann gewarnt.

Ermutigung auch von Elternsprecherin Gabi Wesselkamp. Sobald die Schüler auf unfairen Umgang mit Menschen anderer Hautfarbe oder Kultur stießen, sollten sie dagegen aufbegehren „Wenn ihr nicht weiterwisst, fragt eure Eltern oder Lehrer“, riet Wesselkamp. Für die Samtgemeinde als Schulträger gratulierte Vizebürgermeister Werner Lager. Ankum sei sehr stolz auf die Schule, schloss sich Gerd Holzgräfe für den Gemeinderat an.

August Benninghaus stritt für seine Überzeugungen mit zivilem Ungehorsam und nahm den Tod in Kauf für sie. Dass Courage gut zu einer Schule passt, die Benninghaus zum Namenspatron wählt, das braucht Hermann Rieke nicht zu erwähnen, andere hatten das vor ihm getan. Er lieh sich Antoine de Saint-Exupérys Figur des „kleinen Prinzen“ und schickte ihn in die Schule, ihre Schüler zum Neinsagen zu ermutigen.

 

Bersenbrücker Kreisblatt  01.07.2014